In Zeiten ständiger Veränderungen und unvorhersehbarer Herausforderungen stehen Schulen vor der Aufgabe, sich flexibel anzupassen und Widerstandskraft zu entwickeln. Resilienz beschreibt die Fähigkeit von Individuen und Organisationen, sich trotz widriger Umstände zu erholen, anzupassen und gestärkt hervorzugehen.
Ein gängiges wissenschaftliches Modell, das die Resilienz beschreibt, ist das Bonn Resilience Model. Dieses Modell betont die Bedeutung von Schutzfaktoren wie soziale Unterstützung, persönliche Ressourcen und positive Schulerfahrungen, um die Resilienz auf verschiedenen Ebenen zu fördern.
Hauptkomponenten des Bonn Resilience Model
Individuelle Schutzfaktoren: Persönliche Eigenschaften wie Selbstwirksamkeit, emotionale Stabilität und optimistische Einstellung helfen, Stress und Herausforderungen effektiv zu bewältigen.
Soziale Schutzfaktoren: Unterstützung durch Familie, Freunde und Gemeinschaften dient als Puffer gegen Stress und stärkt die Anpassungsfähigkeit.
Ökologische Schutzfaktoren: Stabile Wohnumgebungen, Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung sowie sichere Gemeinschaften tragen zur Resilienz bei.
Prozesse der Resilienzbildung: Resilienz wird durch dynamische Prozesse gebildet, die kontinuierlich über die Lebensspanne hinweg stattfinden, wie Lern- und Anpassungsprozesse.
Wechselwirkungen: Die Resilienz eines Individuums wird durch das Zusammenspiel von Schutzfaktoren auf verschiedenen Ebenen bestimmt.
Resilienz und Schule
Zwei wesentliche Ebenen, auf denen im Bereich von Schulen (und Organisationen im Allgemeinen) angesetzt werden muss, sind die individuelle Resilienz, also alles was Personen selbst zum Erhalt ihrer Widerstandsfähigkeit tun können und die organisationale Resilienz, die die Zusammenarbeit und die Strukturen in den Fokus rückt und ein wichtiger Faktor ist. Damit Schule ein gesunder Ort bleibt, gilt es, auf diesen beiden Ebenen zu arbeiten.
Individuelle Resilienz stärken
Resiliente Lehrkräfte und Schüler zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, mit Stress und Druck umzugehen, sich an neue Situationen anzupassen und aus Krisen gestärkt hervorzugehen. Hier sind einige konkrete Tipps, um individuelle Resilienz zu fördern:
Achtsamkeitstraining: Regelmäßige Achtsamkeitsübungen helfen, Stress zu reduzieren und die emotionale Balance zu halten.
Selbstfürsorge fördern: Lehrkräfte und Schüler sollten ermutigt werden, auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten, Pausen einzulegen und gesunde Lebensgewohnheiten zu pflegen.
Positive Beziehungen aufbauen: Soziale Unterstützung durch KollegInnen und MitschülerInnen stärkt das Gefühl von Zusammenhalt und Sicherheit.
Lösungsorientiertes Denken: Schulungen in lösungsorientiertem Denken und Problemlösungstechniken können helfen, Herausforderungen konstruktiv zu bewältigen.
Organisationale Resilienz fördern
Eine resiliente Schule als Institution ist in der Lage, effektiv auf unvorhergesehene Herausforderungen zu reagieren und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln. Konkrete Maßnahmen auf Organisationsebene, die von Führungskräften initiiert und gefördert werden sollten, umfassen:
Positive Schulkultur fördern: Entwickeln Sie Programme, die Vertrauen, Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung stärken, wie z.B. regelmäßige Team-Building-Aktivitäten.
Klare Kommunikationswege etablieren: Sorgen Sie dafür, dass alle Beteiligten regelmäßig informiert werden und ein offener Austausch gefördert wird.
Flexible Strukturen schaffen: Implementieren Sie flexible Zeitpläne und Lernmodelle, die Anpassungen ermöglichen, wenn unerwartete Ereignisse eintreten.
Führungskräfte stärken: Investieren Sie in Fortbildungen, Coaching und Beratung, damit sie resilient und unterstützend agieren können.
Eine resiliente Schule fördert das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit ihrer Mitglieder und schafft ein Umfeld, in dem Lernen und Entwicklung nachhaltig unterstützt werden. Sie kann schneller und effektiver auf Veränderungen reagieren und bietet ihren Lehrkräften und Schülern einen sicheren Raum, in dem sie wachsen und sich entfalten können.
Ein Modell, das speziell auf Schulen anwendbar ist, ist das "Trauma-Informed, Resilience-Oriented Schools Toolkit". Dieses Modell betont die Integration traumainformierter Prinzipien, um eine widerstandsfähige Schulumgebung zu schaffen. Es legt Wert auf das Verständnis von Trauma, seine Auswirkungen und die Einbettung von Resilienzstrategien in alle Entscheidungsprozesse der Schule.
Kernprinzipien des Modells:
Verständnis von Trauma und dessen Auswirkungen: Schulen müssen sich bewusst sein, wie Trauma und toxischer Stress das Lernen und das Verhalten der Schüler beeinflussen.
Förderung neuer Denkweisen: Die Schulgemeinschaft soll eine neue Perspektive auf die Erfahrungen der Schüler entwickeln, insbesondere in Bezug auf Trauma und Stress.
Einbettung resilienzorientierter Prinzipien: Resilienzstrategien sollen in alle schulischen Abläufe und Entscheidungsprozesse integriert werden.
Konkrete Maßnahmen zur Umsetzung:
Schulung und Weiterbildung: Lehrkräfte und Mitarbeiter sollten regelmäßig in traumainformierten und resilienzorientierten Ansätzen geschult werden.
Förderung einer positiven Schulkultur: Aktivitäten und Programme, die Zusammenarbeit, Vertrauen und gegenseitige Unterstützung fördern, sollten regelmäßig durchgeführt werden.
Klare Kommunikationswege: Offene und regelmäßige Kommunikation zwischen allen Beteiligten ist entscheidend, um ein unterstützendes Umfeld zu schaffen.
Flexible Strukturen: Implementierung von flexiblen Zeitplänen und Lernmodellen, die Anpassungen ermöglichen, wenn unerwartete Ereignisse eintreten.
Diese Modelle bieten eine strukturierte Herangehensweise zur Förderung von Resilienz in Schulen, sowohl auf individueller als auch auf organisatorischer Ebene, und können dabei helfen, ein positives und unterstützendes Lernumfeld zu schaffen.
Es gibt auch mehrere deutschsprachige Modelle und Ansätze zur Förderung von Resilienz in Schulen, die auf verschiedene Aspekte der individuellen und organisationalen Widerstandsfähigkeit eingehen.
Resilienzförderung in der Grundschule: Dieses Modell betont die Bedeutung von Schutzfaktoren auf verschiedenen Ebenen, darunter die individuelle Ebene (z.B. Intelligenz, Temperament), die familiäre Ebene (z.B. stabile Beziehungen), die schulische Umgebung (z.B. positive Schulerfahrungen) und die gesellschaftliche Ebene (z.B. soziale Unterstützung). Es wird vorgeschlagen, dass positive Bindungen und ein unterstützendes Erziehungsklima zentrale Schutzfaktoren sind, die zur Entwicklung von Resilienz beitragen.
Auf dem Weg zur „resilienten“ Schule: Dieses Modell, das in Förderschulen angewendet wird, basiert auf der rational-emotiven Verhaltenstherapie (REE). Es umfasst spezifische Programme zur Steigerung der psychischen Widerstandsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen mit Lernstörungen. Das Modell betont die Bedeutung der emotionalen und kognitiven Unterstützung, um die Resilienz der Schüler zu fördern.
OECD-Ansatz zur schulischen Resilienz: Der Bericht der OECD und der Vodafone Stiftung hebt hervor, wie Schüler sozioökonomische Benachteiligungen überwinden können. Hierbei wird betont, dass Resilienz durch schulische Unterstützungssysteme und Programme gestärkt werden kann, die soziale und emotionale Lernstrategien integrieren und ein unterstützendes Schulumfeld schaffen.
Diese Modelle bieten wertvolle Ansätze und konkrete Maßnahmen zur Förderung von Resilienz in Schulen. Sie betonen die Wichtigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung, die sowohl individuelle als auch soziale und strukturelle Faktoren einbezieht.
Kontakt und Unterstützung
Als Expertin in Schulentwicklungsberatung unterstütze ich Schulleitungen dabei, maßgeschneiderte Strategien zur Stärkung der Resilienz zu entwickeln. Durch gezielte Maßnahmen können wir die individuelle Resilienz von Lehrkräften und Schülern fördern und die organisationale Resilienz Ihrer Schule stärken. Dazu gehören unter anderem Fortbildungen, Teambuilding-Maßnahmen, die Implementierung klarer Kommunikationsstrukturen und die Förderung einer positiven Schulkultur.
Möchten Sie Ihre Schule zukunftsfähig machen und zu einem resilienten Lernort entwickeln? Kontaktieren Sie mich für eine unverbindliche Beratung. Gemeinsam gestalten wir den Weg zu einer resilienten Schule! Lassen Sie uns zusammen daran arbeiten, dass Ihre Schule die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich meistern kann.
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